Der Preis der Verkehrs

Thema

Welchen Preis bezahlen wir für die Mobilität? Welchen Nutzen bringt sie? Lässt sich der volks­wirtschaftliche und gesellschaftliche Wert des Verkehrs überhaupt beziffern? Wie wurden diese Fragen in der Vergangenheit diskutiert? Wie gehen wir heute damit um und wie könnte ein für die Zukunft adäquater Diskurs eingeleitet werden? Diese und weitere Fragen stehen im Fokus der vierten Tagung der interdisziplinären Tagungsreihe «Gesellschaft – Mobilität – Technik».

Es lässt sich mehr oder weniger genau berechnen, was die öffentliche Hand einst für Wege, Strassen und Schiffsrouten, das Bahnnetz oder den Tram- und Busverkehr ausgab und heute ausgibt. Statistische Erhebungen erlauben Rückschlüsse auf das Verkehrsverhalten und die Verkehrsausgaben einzelner Haushalte und sozialer Schichten. Auch Unternehmensrechnungen enthalten oft Angaben zu Transportkosten. Beim Versuch, externe Umwelt- und Sicherheitskosten des Verkehrs zu internalisieren, wird die Berechnung jedoch rasch unübersichtlich. Die Tatsache, dass Mobilität sowohl Teil der Produktion als auch der Konsumtion sein kann, erhöht die Komplexität nochmals.

Diesen Mobilitätskosten steht ein noch schwerer fassbarer Mobilitätsnutzen gegenüber. Geschichtlich ist die mit der Industrialisierung verbundene umfassende Modernisierung von der Verkehrsrevolution nicht zu trennen. Ähnlich wie Technologie oder „gute Institutionen“ ist der Verkehr sowohl eine Rahmenbedingung als auch ein wichtiger Faktor von Produktivitäts- und Wirtschaftswachstum. Gleichzeitig ist der konkrete Wert der Mobilität kaum zu beziffern: Wie lässt sich beispielsweise der Nutzen eines „beweglichen“ Arbeitsmarkts – des Pendelns – oder der Erreichbarkeit von Schulen und Universitäten berechnen? Wie sind die vielschichtigen Effekte der lokalen bis globalen Rohwaren-, Maschinen-, Konsumgüter- und Dienstleistungstransporte zu erfassen, auf denen Produktion, Handel und Konsum beruhen? Sie äussern sich etwa in einer zunehmenden und schnelleren Verfügbarkeit von Waren und Erreichbarkeit von Orten oder in der Möglichkeit, immer preiswerter immer weiter reisen zu können und sich neue Horizonte zu öffnen. Diesem Nutzen stehen allerdings wiederum Kosten gegenüber, die nicht nur in Verkehrsemissionen, sondern auch im Verlust an Landschaft, Biodiversität oder auch an Beschaulichkeit und Soziabilität zum Ausdruck kommen.

Der Preis der Mobilität wird immer wieder neu verhandelt. Die Deutungshoheit in diesem Prozess verschiebt sich im Laufe der Zeit im Rahmen grosser gesellschaftlicher Veränderungen. Die Tagung hat das Ziel, für aktuelle Debatten und zukünftige Entscheide zentrale Aspekte des Preises der Mobilität aus interdisziplinärer Perspektive zu beleuchten.“